Die eindeutige und persistente Identifikation von Personen, die im wissenschaftlichen oder kulturellen Kontext tätig sind, ist in Deutschland als grundlegendes Prinzip anerkannt. Als internationaler de-facto Standard hat sich hierfür die ORCID iD (Open Researcher and Contributor ID) herausgebildet. Im deutschsprachigen Raum nutzen zudem vor allem Bibliotheken die Gemeinsame Normdatei (GND) zur Erschließung von Publikationen, da sie unterschiedliche Ressourcen, wie Personen und Werke, vernetzt. Darüber hinaus bilden sich weitere Identifikatoren für Personen für spezifische Anwendungsfälle heraus. Hierzu zählt u. a. die edu-ID. Dabei handelt es sich um ein Konzept einer selbstverwalteten, einrichtungsunabhängigen und lebenslang gültigen digitalen Identität für den Bereich Forschung und Bildung in Deutschland. Dieses Konzept wurde im Laufe der vergangenen drei Jahre mit Beteiligung des DFN-Vereins von einer Arbeitsgruppe des ZKI (Verein der „Zentren für Kommunikationsverarbeitung in Forschung und Lehre“) entwickelt.
Im Online-Seminar "PIDs für Personen", organisiert vom Projekt PID Network Deutschland, wurden diese drei Identifier-Typen vorgestellt. Zur Veranstaltung meldeten sich über 150 Personen an. Die Folien der Vortragenden sind veröffentlicht und ihre DOIs im Programm verlinkt. Das Online-Seminar wurde mit Zoom durchgeführt und die Veranstaltungssprache war Deutsch.
Zusammenfassung des interaktiven Teils
Im Anschluss an die Impulsvorträge identifizierten die rund 25 Teilnehmenden in einem interaktiven Teil mittels Miro-Board, Bedarfe und Defizite bei der Anwendung und Implementierung von PIDs für in Wissenschaft und Kultur tätige Personen und ermittelten Lösungsansätze für Hinderungsgründe.
Bezüglich der ersten Frage "Was sind Ihre Bedarfe hinsichtlich der persistenten und eindeutigen Identifikation von in Wissenschaft und Kultur tätigen Personen?" wurde deutlich, dass die Interoperabilität von PIDs einen großen Bedarf bei der Anwendung, Implementierung und Nutzung für die Teilnehmenden darstellt. Hierbei ging es vor allem darum, dass die PIDs für Personen über System-, Institutions- und Ländergrenzen hinweg genutzt und miteinander verknüpft werden können. Zudem wurde auch der Bedarf geäußert, bspw. die eigenen ORCID iD, ein Leben lang zu behalten, was die Verwendbarkeit in verschiedenen Systemen voraussetzt.
Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion stellten Eigenschaften von PIDs dar. Die Teilnehmenden wünschen sich, dass PIDs einfach genutzt werden können, verifizierbar und persistent sind; aber ebenso, dass ihre Nutzung weiterhin freiwillig bleibt, bei gleichzeitig klar formulierten Bedingungen und Anwendungszwecken. Zudem sollen sie aber auch verschiedentlich anwendbar sein, wie beispielsweise für Authentifizierungsprozesse, oder zur Nachnutzung in bibliothekarischen Systemen. Dabei müssen sie Automatisierung ermöglichen, um Wissenschaftler:innen bei der Erfassung und Pflege ihrer Publikationen zu unterstützen.
Hiermit verbunden ist der Bedarf nach Vertrauen und Akzeptanz für PIDs für Personen sowie deren Qualität. Sie sollen vertrauenswürdig und global anerkannt sein, sodass sie wiedererkennbar sind. Gleichzeitig wird sich die Möglichkeit der Qualitätssicherung bei gemachten Angaben gewünscht, damit eine gute Qualität der Metadaten gewährleistet wird.
Interessant war, dass sich die Diskussion bezüglich der zweiten Frage des interaktiven Teils "Was sind aus Ihrer Sicht Lösungen für Defizite und Hinderungsgründe bei der Anwendung und Implementierung von PIDs für in Wissenschaft und Kultur tätigen Personen? Was würde einen echten Mehrwert darstellen?" ebenfalls um das Thema Interoperabilität drehte. Hier wurde betont, dass es einen Hinderungsgrund darstellt, wenn sich die PIDs für Personen nicht niederschwellig (bspw. mittels API) und in unterschiedliche System implementieren lassen. Als eine Voraussetzung dafür wurde formuliert, dass die PIDs auf offene und transparente Infrastrukturen zurückgreifen. Auch sollen die mit den PIDs verknüpften Metadaten eine Verknüpfung untereinander und Anreicherung ermöglichen.
Des weiteren wurden verschiedene Herausforderungen bei der Implementierung und Anwendung von PIDs für Personen durch die Teilnehmenden identifiziert. Hierzu zählen bspw. fehlende Akzeptanz der Wissenschaftler:innen oder deren Leitungsebene, fehlende Ressourcen, sowie die Ambivalenz zwischen freier Entscheidung, wie viele Metadaten zu den PIDs für Personen gefüllt werden und den Anforderungen von den dahinterstehenden Einrichtungen, um die Mehrwerte wirklich zu nutzen.
Als Mehrwerte wurde im Gegensatz dazu Richtlinien, wie Publikationsrichtlinien und konkrete Verpflichtungen zur Nutzung von PIDs für Personen an den wissenschaftlichen Einrichtungen festgehalten. Ebenso werden an PIDs für Personen die Anforderung der Arbeitserleichterung gestellt, sodass sie den Einrichtungen und Verantwortlichen einen Mehrwert ermöglichen. Dazu gehört bspw. die automatische Übernahme bestimmter Daten (z. B. beim Anlegen eines GND-Satzes) von verschiedenen Quellen und die Nutzung der Daten im beruflichen Umfeld, wobei valide Daten eine Voraussetzung darstellen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion stellte die Kommunikation der Mehrwert von PIDs für Personen dar. Die Teilnehmenden stellten fest, dass es Schulungsangebote für Wissenschaftler:innen, Informationsveranstaltungen an Einrichtungen, sowie den Austausch mit Stakeholdern, wie Verlagen, benötigt, um die Mehrwerte von PIDs von Personen und somit ihre Anwendung zu unterstützen.
Die Dokumentation des Miro-Boards ist im untenstehenden Programm verlinkt.
Programm:
Zeit | Programmpunkt | Sprecher:in | Dokumentation |
13:00 - 13:05 | Begrüßung, Programm und Methode | Antonia Schrader (Helmholtz-Gemeinschaft) | Folien |
13:05 - 13:20 | Impulsvortrag zu ORCID | Paloma Marin-Arraiza (ORCID Inc.) | https://doi.org/10.5281/zenodo.10018156 |
13:20 - 13:35 | Impulsvortrag zur GND | Stephanie Glagla-Dietz (DNB) | https://doi.org/10.5281/zenodo.10055984 |
13:35 - 13:50 | Impulsvortrag zur edu-ID | Gerrit Gragert (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) | https://doi.org/10.5281/zenodo.10066633 |
13:50 - 14:00 | Pause | ||
14:00 - 14:10 | Einführung interaktiver Teil des Seminars | Antonia Schrader (Helmholtz-Gemeinschaft) | s. o. |
14:10 - 15:40 | Gruppenarbeit am Miro-Board | Antonia Schrader (Helmholtz-Gemeinschaft) | Miro-Board Export (im Nachgang durch das Projekt thematisch geordnet) |
15:40 - 16:00 | Wrap-Up & Verabschiedung | Antonia Schrader (Helmholtz-Gemeinschaft) | s. o. |
Alle Interessierte waren eingeladen an diesem offenen Austausch teilzunehmen; unabhängig davon, ob Sie bereits Erfahrungen mit PIDs für Personen haben, oder nicht.
Bei Fragen und Anregungen können Sie uns jederzeit unter info.pidnetwork@listserv.dfnde kontaktieren.
Vielen Dank für Ihre Teilnahme!
Projektpartner von PID Network Deutschland sind DataCite, die Deutsche Nationalbibliothek, das Helmholtz Open Science Office, die Technische Informationsbibliothek (TIB) und die Universitätsbibliothek Bielefeld. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
Veranstaltungs-DOI: https://doi.org/10.25798/25ef-fw23