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Die Notwendigkeit von Persistent Identifiern (PIDs) zur dauerhaft verlässlichen Identifizierung der mit Forschungsprozessen verknüpften Ressourcen, der Akteure und ihrer Forschungsprodukte ist inzwischen als grundlegendes Prinzip anerkannt. Dies wird durch die Implementierung von PIDs in zentralen, nationalen und internationalen Initiativen rund um Open Science sichtbar, wie bspw.
- im Kodex „Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), in dem gefordert wird, wissenschaftlichen Quellcode persistent zu adressieren;
- in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) von Bund und Ländern, die entsprechend der FAIR-Prinzipien gestaltet wird (vgl. hier);
- in der European Open Science Cloud (EOSC), für die eine „Persistent Identifier Policy“ erarbeitet wurde;
- im „Plan S“ mehrerer Forschungsförderorganisationen (der „Coalition S“);
- in den Aktivitäten der Research Data Alliance (RDA), in der sich eine Arbeitsgruppe für „National PID Strategies“ geformt hat.
Im Projektverlauf werden Informationen zu nationalen und internationalen PID-Initiativen sukzessive erweitert. Das PID Forum bietet einen ersten Einstieg.
Internationale Netzwerke
The Africa PID Alliance
Die Africa PID Alliance (APA) hat es sich zur Aufgabe gemacht, zuverlässige offene Forschungsinfrastrukturdienste bereitzustellen, die den Zugang zu Wissen und Metadaten über digitale Objekte, einschließlich indigenem Wissen und Patentmetadaten, aus Afrika einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Die APA bietet selbst eine DOI-Registrierung an und schlägt die Verwendung einer sogenannten Container-ID vor, um DOIs und Handles zusammengehöriger Objekte zu konsolidieren.
Die Africa PID Alliance ist Teil des Open Infrastructure Program des Training Centre in Communication (TCC-AFRICA).
Australian Research Data Commons
Australian Research Data Commons (ARDC) stellt Australiens Wissenschaftler:innen digitale Infrastrukturen und Programme, um datenintensivie Forschung zu erleichtern. Unter anderem wird auch ein Identifier Service angeboten, über den Forschende DOIs, Handles, IGSN und RAiDs für ihre Forschungsergebnisse registieren können. Außerdem hat ARDC eine Nationale Persistent Identifier (PID) Strategy and Roadmap erstellt.
Die australische PID-Strategie der Australian Research Data Commons (ARDC) fördert die Nutzung persistenter Identifikatoren (PIDs) für Forschungsdaten und digitale Objekte. Ziele sind die Verbesserung der Datenverfügbarkeit, Nachverfolgbarkeit und die Förderung der offenen Wissenschaft. Die Strategie umfasst PIDs wie DOIs für Daten, Handle-IDs für spezielle Fälle, IGSNs für physische Proben und RAiDs für Forschungsaktivitäten. Durch diese Maßnahmen sollen Daten besser vernetzt und leichter zugänglich werden.
PID Forum Finland
Das PID Forum Finnland ist eine nationale Arbeitsgruppe, die die Verwendung und Verwaltung permanenter Identifikatoren koordinieren soll. Aus dieser Arbeitsgruppe heraus wurde eine nationale PID-Richtlinie für Finnland erstellt.
Die finnische Richtlinie zur Einführung von Persistent Identifiers (PIDs) zielt darauf ab, ein einheitliches und langfristig nutzbares System zur Identifizierung und Verwaltung digitaler Ressourcen zu schaffen. Hauptziele sind Interoperabilität, nachhaltige Datennutzung und die Förderung von Open Science. Die Richtlinie betont die Notwendigkeit standardisierter PIDs in verschiedenen Bereichen wie Wissenschaft, Kultur und Verwaltung, um die Verfügbarkeit und Verlässlichkeit digitaler Inhalte zu gewährleisten. Sie bezieht sich dabei auf internationale Standards sowie nationale Bedürfnisse und sieht folgende Schritte zur Umsetzung vor:
- Standardisierung: Einheitliche Verwendung und Definition von PIDs nach internationalen Standards.
- Infrastrukturentwicklung: Entwicklung einer nationalen Infrastruktur zur Verwaltung und Verteilung von PIDs.
- Finanzierung und Management: Sicherstellung einer langfristigen Finanzierung und Einrichtung von Gremien für die Verwaltung und Pflege.
- Ausbildung und Sensibilisierung: Förderung von Schulungsprogrammen und Sensibilisierung für die Bedeutung von PID.
- Interoperabilität: Sicherstellen, dass PIDs mit bestehenden Systemen kompatibel sind.
Das französische Komittee für Open Science
In Frankreich wurde bereits 2018 ein “Plan für Open Science” verabschiedet, der eine einheitliche Open Science Strategie für das ganze Land vorsieht. Im Jahr 2024 wurde dieser Plan erneuert und erweitert und sieht folgende Maßnahmen vor:
1. Verallgemeinerung der Verpflichtung zur Open-Access-Publikation aller Artikel und Bücher, die aus öffentlich finanzierten Ausschreibungen hervorgehen.
2. Unterstützung kostengünstiger Open-Access-Publikationsmodelle, bei denen keine Bearbeitungsgebühren für Artikel oder Bücher erhoben werden („Diamond“-Modell).
3. Förderung der Mehrsprachigkeit und der Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse durch die Übersetzung von Publikationen französischer Forscher.
Persistente Identifier (PIDs) werden ebenfalls als wichtiges Instrument für eine offene Wissenschaft genannt:
- Jede Infrastruktur soll mit einer dauerhaften digitalen Kennung (Funder ID) ausgestattet werden, die die Forscher in ihren Publikationen, Codes und Daten, die über diese Infrastruktur erstellt werden, angeben müssen.
- Frankreich beteiligt sich an der Definition von Standards für Metadaten und dauerhafte digitale Identifikatoren für Forschungsobjekte und -akteure (Crossref, DataCite, ORCID, ROR usw.) und an der Definition offener wissenschaftlicher Dienste (Directory of Open Access Journals, Directory of Open Access Books, OPERAS usw.)
Ireland's National Persistent Identifier Strategy and Roadmap
Irlands PID-Strategie ist Teil des National Action Plan for Open Research 2022–2030 und enthält 15 Empfehlungen zu Governance, Community, kulturellem Wandel und technischer Umsetzung, um Akzeptanz und effektive Integration zu fördern. Vier PIDs werden priorisiert: DOIs, ORCIDs, RAiDs und ROR-IDs.
Herausforderungen wie mangelnde Akzeptanz sollen durch verstärkte Einbindung der Community und technische Unterstützung angegangen werden. Die Roadmap bis 2030 sieht konkrete Maßnahmen vor, darunter die Einrichtung einer Steuerungsgruppe und eine abschließende Evaluierung, um die nachhaltige Nutzung von PIDs sicherzustellen.
Die Roadmap wird durch eine Kosten-Nutzen-Analyse für die Nutzung von PIDs ergänzt. Ein vorgeschlagener Service mit drei Vollzeitkräften soll die Einführung beschleunigen und eine Adoptionsrate von 85 % innerhalb von fünf Jahren ermöglichen. Diese Adoptionsrate könnte mehr als 4.000 Personentage (ca. 1,8 Mio. €) pro Jahr einsparen. Der finanzielle Breakeven wird in weniger als drei Jahren erwartet, mit einem Nettovorteil von über €1,6 Mio. nach fünf Jahren.
Basierend auf der Roadmap wurden drei Strategiepapiere für verschiedene Stakeholder erstellt:
- Institutional Leads, DOI 10.7486/DRI.r4958f673
- Policy Makers, DOI 10.7486/DRI.rb69b735k-1
- Researchers and Research Managers, DOI 10.7486/DRI.rf56c419f-1
United Kingdom
In Großbritannien wurde innerhalb des Projekts “A national persistent identifier research strategy” Empfehlungen für eine nationale Strategie für persistente Identifikatoren (PIDs) entwickelt, die für die Verbesserung der Interoperabilität in der Forschung entscheidend sind. Priorisiert wurden dabei PIDs für Personen (ORCID iDs), Forschungsergebnisse (Crossref and DataCite DOIs), Projektförderungen (Crossref grant DOIs), Organisationen (ROR identifiers) und Projekte (RAiDs). Durch die Förderung von PIDs will das Projekt die Effizienz des Forschungsmanagements und des sektorübergreifenden Datenaustauschs verbessern. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Kosteneinsparungen, besserer Datenintegration und internationaler Koordination. Zu den wichtigsten Empfehlungen gehören die Entwicklung eines Konsortialnetzes und die Einrichtung eines speziellen PID-Unterstützungsnetzes, um eine breite Akzeptanz zu fördern. Für die Einführung einer nationalen PID-Strategie sind folgende Schritte notwendig:
- Schaffung eines Konsortialnetzes zur Senkung der Hindernisse und Kosten für die Einführung von PID
- Bildung und Förderung der Gemeinschaft, um die Einführung von PIDs zu fördern und Netzwerkeffekte zu nutzen
- Verstehen der kritischen Informationswege zwischen Geldgebern, Institutionen und Herausgebern von Inhalten
- Festlegung technischer und sozialer Anforderungen für den systematischen Austausch und die Wiederverwendung von Informationen zwischen den Interessengruppen
Außerdem wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse in Großbritannien durchgeführt. Schätzungen zufolge kostet die ineffiziente Neueingabe von Metadaten den Sektor jährlich fast 19 Millionen Pfund, wobei durch die Einführung von fünf vorrangigen PIDs und die Einrichtung eines nationalen PID-Unterstützungsnetzes innerhalb von fünf Jahren Einsparungen in Höhe von 45 Millionen Pfund möglich sind. Ähnliche Analysen wurden auch in Australien und Irland durchgeführt.
USA
Die Higher Education Leadership Initiative for Open Scholarship (HELIOS Open) und die Open Research Funders Group (ORFG) haben einen Bericht zur Entwicklung einer nationalen PID-Strategie in den USA erstellt. Der Bericht beschreibt die Vorteile von Persistent Identifiers (PIDs) und deren Metadaten zur Förderung von Open Science Zielen in den USA. Der Bericht behandelt die Forschungs- und Politiklandschaft zu PIDs, die Bedeutung von PID-Infrastrukturen und gibt Empfehlungen für deren effektive Nutzung. Ziel ist es, dass diese Strategien in den USA und weltweit übernommen werden, um ein nationales PID-System voranzutreiben.