Wie gelingt es, Forschungsdaten besser zu managen, zu teilen – und tatsächlich wiederzuverwenden? Die E-Science-Tage 2025 zeigten erneut, wie vielfältig und dynamisch sich das Forschungsdatenmanagement (FDM) weiterentwickelt. Im Fokus standen Themen wie Data Stewardship, Data Literacy, Dateninfrastrukturen sowie die Nachnutzung von Forschungsdaten. Und mittendrin: Persistent Identifier (PIDs) – auch wenn sie in der Diskussion manchmal (noch) zu leise mitlaufen.
Data Stewards als integrale Unterstützung im FDM
Ein zentrales Highlight war die Keynote zur Implementierung von Data Stewards an der Hochschule Zürich. Dort sind derzeit 29 Data Stewards auf vier Vollzeitstellen und eine halbe Koordinationsstelle verteilt. Die Einrichtung dieser Stellen hat bereits zu einer spürbaren Verbesserung der FDM-Praxis geführt – insbesondere durch eine erhöhte Anzahl von Schulungsangeboten. Dennoch wurde deutlich, dass der Informationsfluss weiter optimiert werden muss. Forschende geben häufig an, entsprechende vorhandene Angebote nicht zu kennen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, Schulungsressourcen gezielt auffindbar zu machen, insbesondere über gängige Suchmaschinen, da dies der übliche Suchweg für Informationen jeglicher Art ist. Dies gilt auch für PID-bezogene Fortbildungen: Sichtbarkeit ist keine Selbstverständlichkeit.
Stärkung von Data Literacy in der Lehre
Ein wiederkehrendes Thema war die Integration von FDM-Kompetenzen in die akademische Ausbildung. Erste erfolgreiche Beispiele finden sich etwa in der Chemie, wo digitale Laborjournale (ELNs) bereits fester Bestandteil mehrerer Studiengänge sind. Studierende, die frühzeitig mit digitalen Werkzeugen vertraut gemacht werden, übernehmen diese oftmals dauerhaft in ihre Forschungsarbeit. Auch die frühzeitige Vermittlung von Kenntnissen über PIDs und deren Nutzen sollte künftig systematisch in die Curricula integriert werden, um nachhaltiges Datenmanagement von Anfang an zu fördern.
Offene Bildungsressourcen auf der DALIA-Plattform
Mit der Plattform DALIA entsteht aktuell eine zentrale Infrastruktur zur Sammlung und Bereitstellung von Lernmaterialien rund um das Thema FDM. Die Initiative wird unter anderem durch NFDI-Konsortien sowie die NFDI-Sektion Training & Education vorangetrieben. Perspektivisch sollen auch Schulungsressourcen aus dem Projekt PID4NFDI dort integriert werden. Dies bietet eine große Chance, Informationen zu PIDs strukturiert und niedrigschwellig zugänglich zu machen.
Datenzitierung zwischen Nachvollziehbarkeit und Nachnutzung
Die Nachnutzung von Forschungsdaten bleibt eine Herausforderung. Eine Auswertung des Datenrepositoriums RADAR des FIZ Karlsruhe zeigte, dass veröffentlichte Datensätze bislang überwiegend zur Nachvollziehbarkeit zitiert werden, während eine tatsächliche Weiterverwendung vergleichsweise selten erfolgt. Die Sichtbarkeit von Datenzitierungen in wissenschaftlichen Metriken ist zudem noch immer geringer als bei klassischen Textzitaten. Eine verbesserte Darstellung – auch im Hinblick auf den konkreten Zweck der Zitation – könnte hier einen entscheidenden Beitrag leisten. PIDs leisten in diesem Zusammenhang einen wesentlichen Beitrag zur eindeutigen Referenzierbarkeit und sollten daher systematisch in Datenpublikationsprozesse eingebunden werden.
Plattformen und Konzepte für FAIReres Datenmanagement
In der Diskussion um Fair Digital Objects (FDOs) wurde ein Konzept erörtert, bei dem Daten gewissermaßen einen Pass erhalten, der standardisierte und verifizierbare Metadaten und Identifier enthält und sowohl mensch- als auch maschinenlesbar ist. Der Ansatz bietet ein hohes Potenzial für eine strukturierte, interoperable und überprüfbare Datenverwaltung. Ergänzend dazu demonstrierte die Plattform Coscine, wie PIDs nahtlos in FDM-Prozesse integriert werden können – von der Projektkonzeption bis zur Archivierung. PIDs sind in diesem Kontext nicht als Add-on zu verstehen, sondern als ein zentrales Strukturmerkmal.
Strukturelle und organisatorische Herausforderungen
In einer Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass Data Stewardship zwar zunehmend als etabliertes Berufsfeld anerkannt ist, die konkrete Ausgestaltung der Aufgabenbereiche jedoch stark variiert. Kritik wurde an der oftmals projektbasierten und befristeten Finanzierung geäußert, obwohl es sich faktisch um dauerhafte Aufgaben handelt. Die Frage der institutionellen Verankerung – etwa in Bibliotheken, IT-Abteilungen oder der Verwaltung – bleibt vielerorts offen. Um langfristige Ressourcen zu sichern, braucht es messbare Erfolge und nachvollziehbare Nutzenargumente – auch hier können Projekte im Bereich PIDs durch konkrete Anwendungsbeispiele einen wichtigen Beitrag leisten.
Fazit: PIDs als Fundament für Qualität und Sichtbarkeit
Die E-Science-Tage 2025 haben erneut gezeigt, wie vielfältig FDM ist – und wie vielschichtig die Herausforderungen bleiben. Gerade PIDs bieten konkrete Lösungen für Sichtbarkeit, Nachnutzung und Qualitätssicherung. Damit sie nicht nur als technisches Detail wahrgenommen werden, müssen sie noch stärker in Schulungen, Plattformen und politischen Argumentationen verankert werden.